Wie groß ist das Proteststimmen-Potential?

Wie vielen Bürgern könnte das *Parteien?-Nein-danke*-Motto aus der Seele sprechen?
Wie viele würden eine förmliche Proteststimme abgeben wollen, wenn sie es könnten? Ist es eine gewichtige Minderheit? Oder könnte es sogar eine stille Mehrheit sein, die bisher ihre Stimmung in Wahlen nicht unmissverständlich kundtun kann?
Gründlich erforscht ist dies nicht, aber ganz genau muss man es auch nicht wissen. Überschlägig lässt sich hierzu eine sehr plausible Schätzung anstellen.

In Deutschland gibt es ca. 60 Millionen Wahlberechtigte, und davon sind im Durchschnitt etwa 15 Millionen Nichtwähler. Bei vielen dürfte der Grund für das Nichtwählen schon jetzt die Unzufriedenheit mit den Parteien sein. Vielleicht ist dies die Hälfte, vielleicht sind es weniger. Eine sehr vorsichtige Schätzung wäre: Ein Viertel. Demnach wären fast 4 Millionen bisherige Nichtwähler potentielle Proteststimmen-Wähler.

Hinzuzurechnen ist ein Großteil, wenn nicht die Mehrzahl jener Wähler, die ihre Stimme bisher so genannten Protestparteien geben. Diese Gruppe ist schwer abzugrenzen, zumal viele Protestpartei-Wähler manchmal doch das vermeintlich kleinste Übel unter den etablierten Parteien wählen. Eine vorsichtige Schätzung wäre: Es gibt 8 Mio. Protestpartei-Wähler, und davon würden, wenn sie könnten, 3 Mio. eine förmliche Proteststimme abgeben.
Zwischensumme also: 4 Mio. + 3 Mio. = 7 Mio.

Hinzu kommen schließlich Wähler, die ihre Stimme bisher zwar etablierten Parteien geben, dies aber zähneknirschend tun. Auch von denen würden nicht wenige das klare Signal einer förmlichen Proteststimme vorziehen. Eine grobe Schätzung hierzu: Von ca. 35 Mio. Stimmen für etablierte Parteien werden ca. 7 Mio. nur noch zähneknirschend abgegeben, und von diesen 7 Mio. würden bei geändertem Wahlrecht 3 Mio. zu förmlichen Proteststimmen.

Das gesamte Proteststimmenpotential läge demnach schon jetzt bei mindestens
4 Mio. + 3 Mio. + 3 Mio. = 10 Mio.

Die Proteststimmenwähler wären damit nahe daran, stärkste politische Kraft zu sein. Dies würden sie wohl spätestens dann werden, wenn der Proteststimmenbewegung, wie auf dieser Website gefordert, der Status einer politischen Partei zuerkannt würde und sie damit Anspruch auf Wahlkampfkostenerstattung und Sendezeiten für kostenlose Wahlwerbung hätte.

In dem Fall könnte eine solche Bewegung offen damit werben, dass die Proteststimme letztlich eine grundlegende Erneuerung der Staatsordnung anstoßen und die Demokratie aus ihrer jahrhundertelangen Erstarrung befreien könnte.


PS: Das Proteststimmenpotential ist natürlich von Land zu Land sehr verschieden, und in vielen Ländern ist es deutlich höher als in Deutschland. In Italien z.B. stimmten lange Zeit weit mehr als die Hälfte der Wähler für populistische Protestparteien, von denen kaum jemand glaubte, dass sie das Land aus eigener Kraft ordentlich regieren könnten.